Hospize sind entstanden, weil Menschen sich dafür engagiert haben, dass unser Umgang mit Sterben, Tod und Trauer sich ändert. Oft waren es Menschen, die selbst erfahren mussten, dass Sterbende und ihre Bedürfnisse in unseren Institutionen, in unserer Medizin, in unserem Bewusstsein, in unserem Leben keinen angemessenen Raum finden. Betroffene oder von diesem Lebensthema berührte Menschen haben durch ihr Engagement die Hospizbewegung geschaffen. Sie haben viel Lebenszeit, Mut und Mittel investiert.
Ihnen haben wir es mit zu verdanken, dass es stationäre Hospize gibt, denn diese Häuser haben sich aus der Hospizbewegung heraus entwickelt und sind nur ein Teil der Idee „Hospiz“. Ehrenamtliche gehören also zu den Geburtshelfern der Hospize. Ohne ehrenamtlich engagierte Menschen gäbe es uns nicht.
Und ohne ehrenamtlich engagierte Menschen wären wir nicht das, was wir sind: ein Ort für das Leben im Sterben, ein Ort, an dem Trauer, Humor, Liebe, Gebet und Stille, Gemeinschaft und Abschied nehmen, Schmerz und Freude Platz haben. Neben guter ganzheitlicher professioneller Pflege, die in einem stationären Hospiz unerlässlich ist, sind es die Ehrenamtlichen, die die Seele unseres Hauses prägen. Sie ermöglichen es, dass wir zu den Mahlzeiten alle um einen Tisch sitzen können. Dadurch erfahren wir dort mehr als körperliche Sättigung. Nicht mehr Patienten, Pfleger, Angehörige, Angestellte, Zivi und freiwillige Helfer sitzen zufällig nebeneinander wie in einer Kantine, sondern Menschen mit ganz unterschiedlicher Lebensgeschichte und Erfahrung teilen sich Kartoffeln und Schnitzel oder ärgern sich über einen missratenen Pudding. Alle Kartoffeln sind in einer Schüssel, also müssen wir aufeinander achten, einander wahrnehmen und ansprechen. Vor oder während der Suppe hören wir ein Gedicht, ein Gebet, einen Spruch, einen Witz, wir lachen, ärgern uns, sind berührt. Wir erfahren Gemeinschaft, begegnen uns jenseits von Berufs- und anderen Rollen. Dies kann nur geschehen, wenn jemand den Tisch deckt, das Essen wärmt, serviert, einen passenden Text aussucht, da ist, sich zuständig fühlt, einlädt.
Da sein heißt der Dienst der ehrenamtlichen Hospizhelfer. Da sein, um die Kaffeekanne mal wieder aufzufüllen, da sein, um die Tür aufzumachen und einen Besucher zu begrüßen, da sein, um die Sorgen der Angehörigen zu hören und Zeuge ihrer Tränen zu sein, da sein für eine Spazierfahrt im Rollstuhl rund ums Haus, da sein für die Bratkartoffeln am Abend, da sein für die quälende Unruhe in der Nacht, da sein, um den Pflegekräften eine ungestörte Dienstübergabe zu ermöglichen, da sein, um am Sonntag im Haus Musik erklingen zu lassen.